Einen wunderschönen guten Morgen, oder wie es an der Nordsee heisst - MOIN.
Heute geht's mit der Fähre nach Norderney. Eine der vielen schönen Inseln vor der Küste Deutschlands.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass das Wetter die Redewendung "Morgenstund hat Gold im Mund" auch kennt, aber leider präsentierte sich die Nordsee etwas grau.
Die Wattläufer waren fleissig damit beschäftigt, ihr Futter aus dem Watt zu bergen und gruben die Muscheln aus.
Durch Niedrigwasser konnte die Fähre nicht volle Fahrt aufnehmen.
Und kurz nach dem Verlassen der letzten Hafenausläufer schlug eine Nebelwand zu.
Aber so ein bisschen Nebel hält keine Frisia davon ab in See zu stechen und mit Weile ihr Ziel zu erreichen. Gemütlich schipperten wir in der Fahrtrinne zur Insel.
Die uns kreuzende Autofähre Frisia IV wirkt wie ein Geisterschiff, das sich perfekt im Nebel verstecken kann.
Nach 90 Minuten sind wir an der Insel angedockt und machten uns auf einen kleinen Fussmarsch über die Strandpromenade in die "Stadt".
Ein grosse Tradition im Norden Deutschlands sind die Osterfeuer, die an Karsamstag entzündet werden. An der Nordsee werden grosse Holzstösse auf dem Strand errichtet und laden zum geselligen Treiben ein.
Für die Unterhaltung der Kinder sind Clowns und Stelzenläufer unterwegs. Auch für das Leibliche Wohl wird gesorgt. Viele Fressbüdchen bieten Fischbrötchen an und natürlich darf ein gutes deutsches Weizen auch nicht fehlen.
Mit einer Krabben-Kartoffel-Suppe gestärkt geht es jetzt an die typischen Touri Aktivitäten. Auf zum Sightseeing.
Historische Schaufenster zeigen, wie die Insel einmal ausgesehen hat und was sich alles verändert hat. So ist dieses Kurhaus heute zu einer Station der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger - DGRS" geworden und hat auch einige bauliche Veränderungen durchlaufen.
Die Georgshöhe erinnert an die militärische Wichtigkeit der Nordseeinseln. 1935 wurde hier eine Wetterwarte gebaut, die als Beobachtungsposten aus den Dünen diente.
45 Jahre lang prägte dieses Bauwerk das Erscheinungsbild mit, bis es 1980 abgerissen wurde. Heute ist die Georgshöhe einer der beliebtesten Aussichtspunkte der Insel und gibt ein schönes Fotomotiv ab.
Ich bin mir sicher, dass bei klarer Sicht noch schönere Fotos entstehen könnten, aber so war das Wetter nun mal an dem Tag.
Und sind wir mal ehrlich, die ganzen gefilterten und aufgetakelten Fotos, die in den Sozialen Medien kursieren, bilden nicht die echte Schönheit eines Ortes ab.
Dieser, 1974 vor Den Helder (Niederlande) geborgene Stockanker stammt aus der Zeit der Hanse.
Einer Zeit, in der Seeräuber ihr Unwesen trieben und die Insel noch "Nye Norder Oog" hiess und der Ort gerade einmal 18 Häuser und 100 Einwohner zählte.
Heute ist er eine Erinnerung an alle Norderneyer Männer, die zur Seefuhren und nie zurückkehrten.
Und wenn wir schon einmal bei heroischen Taten sind, dann darf das Kaiser Wilhelm Denkmal nicht fehlen. Dieses wurde 1899 im Gedenken an die Reichseinigung 1871 errichtet.
Die Steine stammen aus 75 Städten, Provinzen und von Privatleuten und sind für die jeweiligen Orte charakteristisch. In den 1930er Jahren stiftete die Gemeinde Norderney die Möwe, die bis heute das Denkmal schmückt.
Und auf zur nächsten Sehenswürdigkeit...
Die Inselkirche trat 1879 die Nachfolge eines Gotteshauses aus dem 16. Jahrhundert an.
Weiter gehts zum Norderneyer Kap.
Der Weg führt am Wasserturm vorbei. Hier werden rund 500'000 Liter Wasser gespeichert und durch den dadurch erzeugten Druck können Häuser und Hotels bis in die obersten Etagen mit fliessend Wasser versorgt werden.
Mit seinen 42 Metern Höhe ist er das zweit höchste Gebäude der Insel und wird nur noch vom Leuchtturm überschattet.
Nun noch einen kleine Anstieg und schon ist man am Kap.
In früheren Zeiten diente es als nautisches Erkennungszeichen, denn oft fehlten in der Schifffahrt natürliche Seezeichen. Bauwerke eigneten sich deshalb hervorragend als Hilfsmittel. Sie kennzeichneten Flussmündungen und Häfen und erleichterten den Seefahrern ihre Arbeit.
Ein Kap ist in der Seemannsprache eine grosses hölzernes Gerüst, das als Barke oder Seezeichen dient.
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden die ersten Kapen auf den Inseln Borkum, Juist und Wangerooge. 1848 wurden dann auch der Bau der Kapen von Norderney und Langeoog beschlossen.
2017 wurde das Kap Restauriert und erstrahlt in neuem Glanz. Es ist eines der wichtigen Wahrzeichen Norderneys und wird von vielen Vereinen und Firmen mit Stolz in ihren Wappen getragen.
Langsam geht die Zeit auf Norderney zu Ende, bald schon legt die Fähre zurück nach Norddeich ab.
Wir alle kennen das doch, sobald es nach Hause geht, wird das Wetter schlagartig besser.
Und plötzlich waren sie neben uns, die Piraten. Doch so schnell wie sie gekommen waren, sind sich auch an uns vorbei gefahren.